Themenheft:
Freiheit und Verantwortung – Gemeinwohl und Solidarität
Gemeindepsychologie im Diskurs
Ein Blick ins politische Lexikon bestätigt: Der Begriff der Freiheit als Grund- und Menschenrecht ist in modernen Demokratien fest verankert. Es geht sowohl um »Freiheit von etwas « (Unabhängigkeit, kein Zwang, keine Unterdrückung) als auch um »Freiheit für etwas«, wie zum Beispiel die Präsenz und Bereitschaft von Bürger*innen, sich für Werte demokratischer Gesellschaftsformen und deren Grundrechte einzusetzen. In diesem Sinne scheinen derzeit elementare Fragen zur Bedeutung von Freiheit, Verantwortung und Demokratie auf dem Prüfstand zu stehen. In den Medien ist unter anderem auch von einem dauerhaften gesellschaftlichen Krisenmodus die Rede.
Als These steht im Raum, dass sich die Menschen im Einzelnen, komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen haben, wie den Folgen des Klimawandels, der Corona-Pandemie oder der Bedrohung der Demokratie durch den Rechtsruck in der politischen Landschaft. Darüber hinaus bringen globale Konfliktlagen und Kriege weitere Belastungen mit sich, begleitet von Sorgen und Zukunftsängsten in unsicheren Zeiten. Was brauchen Menschen, um mit den krisenhaften Zumutungen zurechtzukommen? Welche Ergebnisse aus empirischer Forschung liegen bereits vor, oder welche Forschungsanliegen haben in diesem Kontext Priorität?
Aus soziologischer Sicht liefern Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey mit ihrer Studie über libertären Autoritarismus Erkenntnisse, die sie in ihrem Buch „Gekränkte Freiheit“ (2022) vorstellen. In diesem Kontext gewinnen Diskurse der Frankfurter Schule wieder an Aktualität. U. a. beziehen sich die beiden Autoren auch auf die Sozialpsychologie und zitieren Erich Fromm: „Das Schlüsselproblem der Psychologie ist das Problem der besonderen Art der Bezogenheit des einzelnen auf die Welt, und nicht die Befriedigung oder Frustrierung einzelner triebhafter Begierden“ (Fromm 1990, S. 209; in: Amlinger/Nachtwey 2022, Berlin) aus seinem Buch „Furcht vor der Freiheit“.
Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in der Dynamik intensiver Veränderungen werden Beiträge gesucht, um das Verständnis von „Freiheit und Verantwortung – Gemeinwohl und Solidarität“ mit Erfahrungen der eigenen Berufspraxis und Lebenswelt zu erweitern und auch theoretisch zu vertiefen.
Alle Kolleg*innen aus Forschung, Lehre und Praxis sind eingeladen, ihre Erfahrungen und Perspektiven darzulegen und zur Diskussion zu stellen. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!
Abgabe eines Exposés: Ende Juni 2024;
Abgabe der Artikel: Ende August 2024.
Die Veröffentlichung dieser Ausgabe ist für Herbst 2024 geplant.
Edith Köhler
für das Redaktionsteam des Forum Gemeindepsychologie
Kontaktadresse der Redaktion: redaktion@gemeindepsychologie.de
Nähere Informationen unter: http://www.gemeindepsychologie.de/manuskripte.html.
Rückfragen zum Themenheft: edith.koehler@mailbox.org
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Quellennachweis: Amlinger, Carolin/Nachtwey, Oliver (2022): Aspekte des libertären Autoritarismus. Berlin: Suhrkamp.